Bernardo Bertolucci, ein Name, der in der Filmwelt für Meisterwerke und Kontroversen steht. Der 2018 verstorbene italienische Regisseur schuf Filme, die Grenzen überschritten und gesellschaftliche Normen in Frage stellten. Eines seiner ambitioniertesten und umstrittensten Werke ist das Historienepos "1900".
Der Film, mit einer Laufzeit von über fünf Stunden und den Hollywood-Größen Robert De Niro und GÜ©rard Depardieu in den Hauptrollen, erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Klassenkampf und politischem Wandel im Italien des 20. Jahrhunderts.
Ein Epos über Freundschaft und Klassenkampf
"1900" begleitet das Leben von Alfredo Berlinghieri (Robert De Niro), dem Sohn eines wohlhabenden Großgrundbesitzers, und Olmo Dalcܲ (GÜ©rard Depardieu), einem unehelichen Bauernsohn. Beide werden am 27. Januar 1901 geboren, doch ihre Lebenswege sind durch die sozialen Unterschiede ihrer Herkunft vorgezeichnet.
Vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Unruhen in Italien, vom Ende der Monarchie über den Aufstieg des Faschismus bis zur Nachkriegszeit, entwickelt sich eine komplexe Beziehung zwischen Alfredo und Olmo. Ihre Freundschaft wird zur Metapher für den Kampf zwischen den Klassen, ein Spiegelbild der italienischen Gesellschaft im Wandel.
Der Film verfolgt die beiden Protagonisten über mehrere Jahrzehnte hinweg, durch persönliche Krisen, politische Wirren und historische Ereignisse.
Der Skandal und das Verbot
Doch "1900" sorgte nicht nur für Anerkennung, sondern auch für einen Skandal. Wie die italienische Zeitung "La Stampa" berichtete, wurde der Film kurz nach seiner Veröffentlichung im September 1976 von einem Richter in Salerno wegen Obszönität beschlagnahmt und auf die Liste indizierter Filme gesetzt.
Angeblich war es ein Bibliothekar, der sich an einer bestimmten Szene im Film störte, in der eine junge Frau die Penisse von De Niro und Depardieu masturbiert. Er beschwerte sich bei den Behörden, was dazu führte, dass der Film in ganz Italien verboten wurde.
Dieses Verbot war aufgrund eines Gesetzes möglich, das aus der Zeit von Benito Mussolini stammte. Das Gesetz wurde später geändert.
Ein umstrittenes Meisterwerk
Auch wenn "1900" heutzutage nicht mehr so präsent ist, bleibt der Film ein einzigartiges Werk der Filmgeschichte, das die Meinungen spaltet. Einige loben die bahnbrechende Radikalität und die künstlerische Freiheit, während andere ihn als obszön und pornografisch ablehnen.
Der Film ist aktuell auf keiner Streaming-Plattform verfügbar. Allerdings haben einige Bibliotheken, wie beispielsweise die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), "1900" in ihrem Bestand, sodass man ihn dort ausleihen kann.
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